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Die Schlacht bei Sempach, 1386 |
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So lernten wir
damals Schweizergeschichte. Interessant, Unterhaltsam und es
hat uns zu dem geformt was wir heute sind. Wir wünschen
Ihnen viel Spass beim lesen und vielleicht ein paar
anregenden Gedanken wie es einmal war und was wir heute
daraus machen.
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Mittags
zwölf Uhr, als die Sonne hoch stand und heiss
herniederbrannte, ordneten sich die beiden Heere zur
Schlacht. Wiederwillig und mürrisch stiegen die österreichischen
Ritter von den Pferden und übergaben sie der Obhut
der Knappen. Heimlich lachten die Knechte über ihre
Herren, weil diese am Boden so unbeholfen waren, in
ihren Eisenrüstungen sich kaum recht bewegen konnten
und breitspurig davonwatschelten wie Enten auf
trockenen Land. Am meisten behindert waren die Ritter
wegen der langen ledernen Schnäbel an ihren Schuhen,
so dass mancher buchstäblich über seine eigenen Füsse
stolperte und jämmerlich am Boden liegen blieb, bis
ein Knappe herbeieilte und den Hilflosen wieder auf
die Beine stellte. Da wurde es einigen Rittern zu
dumm. Sie zückten ihren Dolch und schnitten sich
kurzweg die ledernen Schnäbel von den Schuhen. Die
Zeit drängte, und die Ritter hatten sich zu beeilen,
weil sie in den vordersten Reihen kämpfen wollten.
Deshalb mussten sie ihre Plätze einnehmen, bevor sich
die hinteren Glieder der Fusssoldaten schlossen. |
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Zu
beiden Seiten der Ritter stellten sich die Fusssoldaten
und die Schützen auf. Die Krieger waren nebst Schwert
und Dolch bewaffnet mit dem drei Meter langen Spiess.
Zu drei Vierecken geordnet, Mann an Mann dicht
nebeneinander, bildeten sie eine eiserne Mauer. |
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Nochmals
drangen die engsten Freunde in den Herzog ein:"
Hochedelster Herr, wir bitten Euch, begebt Euch nach
Sursee in Sicherheit ! Ihr wisst, die Bauern würden
Euch nicht schonen." Er aber erwiederte:"
Das verhüte Gott, dass ich euch sterben lasse. Ich
will mit euch Gutes und Böses teilen und bei meinen
Kriegern sterben." Dann sprengte er den Hang
hinauf, um von erhöhtem Platze aus das Kampffeld überblicken
zu können. |
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Der
Kampf begann. Unter schauerlichem Geheul der Harsthörner
brachen die Eidgenossen aus dem Wald hervor. In einer
tiefen Sturmkolonne, die vorn zugespitzt war, rannten
sie an die Speermauer ihres Feindes heran. An der
Spitze flatterte das blau-weisse Banner von Luzern,
gefolgt vom blutroten Tuch der Schwyzer. Aber auch
Unterwalden, Urner, Zuger, Glarner und Entlebucher stürmten
mit. Die ersten Schüsse krachten, Pfeile schwirrten,
und krachend fuhren die Heere aufeinander. O Schreck,
wie eine Sturmwoge sich an der starren Mauer aufbäumt
und sich schäumend überschlägt, prallte der
todesmutige Angriff der Eidgenossen an der Lanzenmauer
ab ! Von neuem drangen sie an die Speere heran,
schwangen die Streitäxte und schlugen die Lanzenschäfte
der Österreicher zu Scheitholz. In den hinteren
Reihen der Feinde riefen die Knechte:" Stecht die
Buben !", und boten neue Speere nach vorn, die
den Luzernern in die ungeschützten Leiber fuhren.
Viele trugen keinen Harnisch, sondern hatten sich zum
Schutze bloss Prügel und Brettchen an die Arme
gebunden. Ein Luzerner nach dem andern stürzte ins
Gras. Das stolze Banner von Luzern wankte und fiel.
Sechzig Männer lagen in ihrem Blute. Der Luzerner Führer
Petermann von Gundoldingen sank sterbend zu Boden, und
drohend begann sich jetzt die Speermauer zu bewegen.
Die beiden Flügel schoben sich vor, um die
Eidgenossen von der Seite her anzufallen und wie in
einer Zange zu zermalmen. |
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Petermann von
Gundoldingen war der Sohn des Werner Gundoldingen.
Werner war vermutlich Gerber und 1352 der grösste
Steuerzahler, das heisst, er war reichster Bürger
von Luzern. Als Nachfolger seines Vaters war
Gundoldingen Luzerner Schultheiss von 1361 bis zu
seinem Rücktritt durch eine Verfassungsänderung im
Dezember 1384. Unter ihm wurde Luzerns Wandel von
einer Landstadt zur Territorialherrin eingeleitet.
1366 übernahm Luzern die Pfandschaft über die
Vogtsteuer von den Erben des Grafen Johann von
Frohburg, was eine Grundlage der städtischen
Erwerbspolitik bildete. 1370 wurde Gundoldingen von
Grossmünster-Propst Bruno Brun (Sohn des Rudolf Brun)
entführt. 1379 wurde die Vogtei Ebikon an Petermann
von Gundoldingen und seinen Sohn als
österreichisches Lehen übertragen; im Folgejahr
erwarb er die Vogtei Weggis für Luzern; ab 1380 kam
es zu Burgrechtserteilungen im nachmaligen Luzerner
Gebiet. Gundoldingen war als Schiedsrichter für die
eidgenössischen Orte und Österreich tätig. 1384
wurde er Altschultheiss. |
Am 3. Januar 1386
marschierte Gundoldingen mit den Eidgenossen nach
Wolhusen, wo sie mit Jubel empfangen wurden. Sie
verjagten den Vogt Peter von Thorberg und zerstörten
seine beiden Burgen. 1386 erhielt er den Oberbefehl
über die Luzerner Truppen, die er mit den
Eidgenossen im Sempacherkrieg gegen Österreich
führte. |
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In
dieser höchsten Not erscholl auf eidgenössischer
Seite der Befehl:" Die Truppen ziehen sich
geordnet und kämpfend zurück ins Meierholz!"
Behutsam begannen sich die Eidgenossen vom Feinde
abzulösen. Schritt für Schritt bewegten sie sich rückwärts
und schlugen jeden ausbrechenden Österreicher, der in
ihre Reihen einfallen wollte, blutig zurück. |
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Die
Österreicher in ihren eisernen Helmen litten arg
unter der sengenden Hitze des wolkenlosen Nachmittags.
Einige Ritter waren ohnmächtig zusammengesunken und
hatten in den Reihen gefährliche Lücken
hinterlassen. So kam auch den Österreichern eine
Schlachtpause gelegen, und sie liessen ihren Feind
kampflos ins Meierholz abziehen. |
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Während
die Eidgenossen in den kühlen Schatten der Bäume
lagerten, die Verwundeten pflegten und schadhafte
Waffen auswechselten, versammelten sich ihre Führer
zum Kriegsrat. Der höchste unter ihnen richtete
ernste Worte an seine Kameraden: " Unsere besten
Männer sind gefallen, und noch ist es uns nicht
gelungen, in die Reihen des Feindes einzubrechen. Mit
den kurzen Halbarten kommen wir nicht an die Österreicher
heran. Wir werden aufgespiesst und sind verloren. Wir
brauchen eine Gewaltwaffe, wuchtig und schwer, und den
kühlen Mut der Tapfersten unter uns. Auch müssen wir
die Schlachtordnung ändern. Wir greifen im Viereck
an. Im breiten Schlachthaufen wird uns der Feind nicht
so leicht umzingeln. Nennt mir einen Mann, den wir als
Führer in die vorderste Reihe stellen !" Alle
Blicke richteten sich auf einen jungen, starken Mann,
der stramm unter ihnen stand, aber noch kein Wort
gesprochen hatte. Es war der Nidwaldner Truppenführer
Arnold von Winkelried. Nun wurde er unruhig. Zuerst zögernd,
dann entschlossen, trat er vor und sprach:" Gebt
mir einen Arm voll Speere, ich will sie zur
Gewaltswaffe zusammenbinden und euch eine Gasse in die
Feinde schlagen !" |
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Nach
diesen knappen Worten wandte er sich um und begab sich
zu seinen Nidwaldnern zurück. Er rief sie alle zu
sich und bat sie mit bitterernstem Tone: "Meine
Freunde, wenn ihr vom Sieg nach Hause kommt, sorget für
meine Frau und meine lieben Kinder !" |
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Da
wussten die Männer, dass sich Winkelried in die erste
Reihe stellen wollte. |
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Hornsignale
hallten durch den Wald. Sogleich rückten die
Heerhaufen zum Waldrand vor. Die Männer warfen sich
auf die Knie und sprachen in dumpfem Chore das
Schlachtgebet. Als dies die Österreicher hörten,
spotteten sie laut: " Seht die Feiglinge, sie
bitten uns auf den Knien um Gnade !" |
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Die
Eidgenossen aber sprangen auf und stürzten sich
kampfestoll in die zweite Schlacht. In der vordersten
Reihe drängte sich Winkelried, gefolgt von seinen kräftigsten
Männern, dicht an die Österreicher heran. Jetzt hob
er seinen Speerbund waagrecht in die Höhe, und nach
vorne stürzend, schleuderte er ihn gewaltig auf die
vorgestreckten Speere nieder. Mit Löwenkraft drückte
er die Lanzenschäfte zu Boden, so dass sich die
Spitzen in die Erde Bohrten. Zehn Österreicher waren
für kurze Zeit wehrlos. |
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Ein
Aufschrei aus hundert Kehlen, und schon rannten die
Kriegsgefährten über den gefallenen Helden hinweg in
die entstandene Lücke hinein. Mitten in den überrumpelten
Rittern begannen jetzt Äxte und Morgensterne
furchtbar zu wüten. Es klirrten die Waffen und tosten
die Schläge. Immer neue Reihen der stolzen Ritter
wurden aufgerissen, bis die ganze österreichische
Lanzenmauer zu wanken begann. In diesem wilden Gedränge
schlugen die Eidgenossen verbissen um sich und
verbreiteten Schrecken und Todesnot in den österreichischen
Scharen. Wohl vertauschen die Ritter den langen Spiess
mit Schwert und Dolch und kämpften mutig weiter. Doch
die mörderische Hitze des Schlachtgetümmels
ermattete die schwergepanzerten Feinde, so dass
mancher ohnmächtig niedersank. Erbarmungslos schlugen
sich die verwegensten Waldstätter bis in die
hintersten Reihen durch und stiessen mit
markdurchdringendem Gebrüll bis zu den österreichischen
Führern vor, die hoch zu Ross ihre letzten
verzweifelten Befehle durch die hohle Hand schrien.
Auch sie wurden nicht geschont und unsanft von ihren
Pferden heruntergeholt. Es fiel der Spötter Hans von
Ochsenstein. Es sanken die Herren vom Tirol, es stürzte
das Banner der Grafen von Habsburg, und auch das
Hauptbanner von Österreich wankte und sank. Ulrich
von Aarburg raffte es vom boden auf, nach Augenblicken
stürzte es wieder, weil auch er unter den eidgenössischen
Streichen gefallen war. In dieser grössten Not sprang
Herzog Leopold vom Pferde. Nochmals riefen ihm seine
Getreuen zu, er sollte Gott nicht versuchen und sich
zurückziehen an einen sicheren Ort. |
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Er
aber antwortete: " Das will Gott nicht. So
mancher Biedermann ist heute für mich in den Tod
gegangen. Ich will nicht weichen von ihnen und lieber
ehrlich sterben als unehrlich leben." |
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Mit
diesen Worten ergriff er selber das blutgetränkte
Banner und erhob es über die Helme der Streiter. Ein
eidgenössischer Trupp wich jetzt nach der Seite aus
und griff die Wagenburg an. Hier fanden sie über
hundert Karren, vollbeladen mit Lebensmitteln, Zelten
und jenen Fässern, welche die "Galgenstricke"(Stricke
für das erbeutete Vieh) enthielten. Die Wächter, von
diesem Ansturm überrascht, hieben mit ihren Dolchen
die Stricke, an denen die Pferde angebunden waren,
entzwei, schwangen sich in die Sättel und suchten das
Weite. |
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Abends
acht Uhr, als die sonne hinter den Hügeln versank,
fiel auch Herzog Leopold, aus vielen Wunden blutend,
zu Boden. Da warf sich Martin Malterer, der Bannerträger
von Freiburg, auf den Leib seines geliebten Herrn, um
ihn vor den letzten Schlägen zu schützen. Aber der
Held erhob sich nicht mehr. Da ahnten die Seinen den
Tod ihres glorreichen Führers und flohen mit grossem
Geschrei. die Ritter riefen verzweifelt:" die
Hengste her !" Aber dies half wenig. Die Knechte,
die sie bis zum Ende der Schlacht hätten hüten
sollen, waren auf ihnen geflüchtet. als die Abenddämmerung
hereingebrochen war, knieten die Eidgenossen auf der
Walstatt nieder. 1500 Österreicher, darunter 400 edle
Ritter, dazu 200 Eidgenossen, die meisten tot oder
schwer verwundet, bedeckten sie. Die Sieger dankten
Gott mit dem Kyrie eleison (Herr, erbarme Dich
unser!). |
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Noch
drei Tage blieben sie auf dem Schlachtfelde, dann
zogen sie jubelnd in die Heimat zurück. Ludwig Feer,
der tapferste Luzerner, erhielt als Geschenk das
vergoldete Panzerhemd des Herzogs. die Eidgenossen
brachten ihre toten nach Luzern, wo sie ihre treuen
Kameraden ehrfürchtig begruben. Herzog Leopold wurde
nach Königsfelden geführt und mit sechzig Rittern
beigesetzt. die Österreicher fanden ihre Totenruhe
auf dem Schlachtfeld. |
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Viel Spass wünscht Ihnen InfoZentralschweiz.ch |
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